Antarktische Oase Südgeorgien
Lage
Südgeorgien und die Südlichen Sandwichinseln (SGSSI) sind ein britisches Überseegebiet, circa 1400 km (860 Meilen) südöstlich der Falklandinseln. Die gebirgige Hauptinsel Südgeorgien ist etwa 170 km lang und zwischen 2 und 40 km breit.
Das Zentralgebirge, die Allardyce Range erhebt sich knapp 3.000 m. Höchster Gipfel ist der Mount Paget.
Umgeben von kalten Gewässern aus der Antarktis – die Insel liegt innerhalb der antarktischen Konvergenz – ist das Klima auf Südgeorgien rauer, als es die geografische Breite erwarten lässt. Mehr als die Hälfte der knapp 4000 km2 großen Insel ist ständig von Eis bedeckt, und viele große Gletscher fließen von den höchsten Gipfeln – ein scharfer Kontrast zu dem grünen Vegetationsgürtel an der Küste.
Südgeorgien und die Südlichen Sandwichinseln sind nur auf dem Seeweg erreichbar.
Dieses zerklüftete Inselparadies bietet einen atemberaubenden Anblick aus schneebedeckten Gipfeln, blauem Gletschereis und smaragdgrünen Buchten. Die Insel trägt auch den Beinamen “Serengeti der Antarktis”. Sie gilt als „Antarktische Oase“ inmitten des stürmischen südlichen Ozeans und beherbergt eine einmalige und faszinierende Tierwelt.
Geschichte
Die sturmumtoste subantarktische Insel wurde erstmals 1675 von dem Londoner Kaufmann Antoine de la Roche gesichtet. James Cook, der Südgeorgien auf seiner zweiten abenteuerlichen Reise (1772 – 1775) auf der Suche nach dem Antarktischen Kontinent erstmals erkundete und einen Teil der Küstenlinie bis zur Südspitze kartographierte, beanspruchte sie für die Britische Krone und nannte die Insel „Isle of Georgia“, zu Ehren des Königs Georg III.
Cooks Bericht über die Insel sorgte schnell für deren Ausbeutung aus wirtschaftlichen Interessen. Sie lockte zahlreiche Abenteurer an, allen voran Robbenjäger. Im 19. Jahrhundert wurden die Pelzrobben fast bis zur Ausrottung gejagt. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurde die Insel zum Zentrum des Walfangs und der Tranverarbeitung im industriellen Maßstab. Der Norweger Carl Anton Larsen errichtete 1904 auf Grytviken die erste Walfangstation an Land und damit den ersten festen Wohnsitz. Der norwegische Name des Ortes war Programm: “Gryte” bedeutet Kessel oder Topf, “vik” steht für Bucht. In den heute noch zum Teil erhaltenen Kesseln wurde das flüssige Tran-Öl gebunkert, bis es im antarktischen Sommer nach Europa verschifft wurde. In insgesamt sieben Stationen wurden auf Südgeorgien über 175 000 Wale verarbeitet, bis die Industrie Anfang der 1960er Jahre zusammenbrach und die Walfangstationen aufgegeben wurden.
Noch heute finden sich an verschiedenen Stellen der Insel Relikte dieser Industrie – Erinnerung und Mahnmal an die menschliche Geschichte der Ausbeutung natürlichen Ressourcen.
Südgeorgien ist nicht dauerhaft bewohnt, aber der British Antarctic Survey (BAS) unterhält zwei Stützpunkte auf Südgeorgien, King Edward Point und Bird Island.
Zeitalter der Entdecker
Südgeorgien war aufgrund seiner Nähe zur Antarktis seit 1900 immer wieder ein Anlaufpunkt für Expeditionen in die Antarktis. Besonders mit einem großen Entdecker ist die Geschichte der Insel besonders verbunden: Sir Ernest Shackleton.
Vor 110 Jahren wurde Südgeorgien zum Schauplatz einer beispiellosen Geschichte. Sir Ernest Shackleton, der aufgebrochen war, um als erster die Antarktis zu durchqueren, fand am Ende einer langen Odyssee hier endlich Rettung auf einer Walfangstation in Stromness. Er hatte den Großteil seiner Männer auf Elephant Island zurückgelassen, nachdem sie ihr Schiff – die Endurance – im Packeis der Weddell Sea verloren und mehr als ein Jahr im Eis festsaßen. Er legte mit einer kleinen Crew in einem offenen Rettungsboot 800 Seemeilen auf dem stürmischen Südatlantik zurück und musste schlussendlich die Insel und das vergletscherte Zentralgebirge überqueren, um Hilfe zu erreichen. Mit seinem unvorstellbaren Durchhaltewillen, seiner Führungskraft und Dank der Unterstützung großartiger Persönlichkeiten wie Worsley, Wild, Crean und Co. gelang es Shackleton, seiner gesamten Mannschaft das Leben zu retten. Nicht umsonst gehört die Geschichte Sir Ernest Shackletons zu den ganz großen Abenteuern aus dem Zeitalter der Erforschung der Polarregionen.
Natur
Das Ökosystem Südgeorgien ist von globaler Bedeutung. Das abgelegene, relativ unberührte und reichhaltige Habitat ist ein Zufluchtsort für große Populationen von Meeressäugern und Seevögeln, darunter auch weltweit bedrohte Arten wie den ikonischen Wanderalbatros. Zusammen mit den Süd Sandwich Inseln sind hier 65 Millionen Brutvögel 30 verschiedener Arten beheimatet, darunter der einzige subantarktische Singvogel der Welt, der endemische Südgeorgienpieper.
Die Zahl der Meeressäuger auf der abgelegenen Insel geht ebenfalls in die Millionen. Antarktische Seebären und See-Elefanten sind allgegenwärtig, streiten sich um ihre Reviere und fechten Haremskämpfe aus. Hinter den von unzähligen Pinguinen (Eselspinguine, Zügelpinguine, Goldschopfpinguine, Königspinguine), Pelzrobben und See-Elefanten bevölkerten Stränden, versteckt im hohen Tussock-Gras, brüten Sturmvögel und der weltgrößte Seevogel: der Wanderalbatros. Eine der bedeutendsten Kolonien von Königspinguinen bevölkert St. Andrews Bay.
Auch die einst bis nahezu zur Ausrottung bejagten Wale sind heute zurück. Die Gewässer um Südgeorgien sind sehr produktiv und ein wichtiger Lebensraum für die wandernden Meeressäuger, reich an Fischen und antarktischem Krill – ein wichtiges Glied im Nahrungsnetz des Südlichen Ozeans.